Warten auf Godot

Estragon: Komm, wir gehen!
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ah!

Dieser Dialog stammt aus dem Theaterstück “Warten auf Godot!” von Samuel Beckett und findet so oder so ähnlich immer wieder statt, sei es in Projekten, Abteilungen oder im Privaten. Die einen würden zwar eventuell etwas tun wollen, warten aber letztlich auf eine bestimmte Entscheidung bevor sie loslegen.

Der Dialog von Estragon und Wladimir zeigt was passiert, wenn zum Beispiel Vorgesetzte keine Entscheidungen treffen. Das Team ist dann gelähmt und zum Abwarten verdammt. So war es zum Beispiel in einem Projekt bei dem ich beteiligt gewesen bin. Aufgrund einer sehr engen Budgetsituation wurde festgelegt, dass über anstehende Tätigkeiten erst klar sein muss wie viel Aufwand erforderlich ist. Mit dieser Aussage wird erst dann entschieden, ob die Tätigkeit durchgeführt werden darf oder nicht. Bis der Aufwand klar war verging erst einige Zeit. Es wurde dann aber nicht entschieden. Das Team selber wusste nun nicht inwieweit sie überhaupt mit den Arbeiten beginnen dürfen und waren letztlich wie Estragon und Wladimir zur Untätigkeit verdammt. Hätte man wenigstens einen ersten Teil des notwendigen Budgets freigegeben, hätte das Team damit arbeiten können. Sie hätten anhand der ersten Budgetfreigabe Prioritäten festlegen und somit die wichtigsten Dinge starten können. Da sie aber keinerlei Informationen hatten ging selbst das nicht. Erst auf Nachdruck kamen die notwendigen Entscheidungen, leider so spät, dass der Druck im Team noch wesentlich größer war als vorher und das Projekt fast vor die Wand gefahren wäre.

Ohne Rahmen und ohne Entscheidungen kann ein Team nicht arbeiten, es sei denn es ist selbst soweit entwickelt, dass es die Entscheidungskraft kontinuierlich entwickelt hat und sich zutraut eigene Entscheidungen zu treffen, bzw. die Entscheidungsträger dem Team soweit vertrauen, dass das Team selber entscheiden darf.